Ihr Lieben. Wir schreiben März 2020. Unser erstes Haus ist gekauft bzw. der Kaufvertrag endlich beim Notar unterzeichnet. Wunderschön, wir lieben Altbau – und unsere kleine Stadtvilla aus dem Jahre 1927 kann becircen. Allerdings: wir müssen jetzt alles kernsanieren, das Häuschen muss erstmal aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden.
Aber eins nach dem anderen. Denn heute geht es darum, diesen neuen Alarmanlagen/ Smarthome Blog kurz mal zu erklären. Machen wir es ganz einfach: seit März 2020 sind wir fleißig zugange, aus dem alten Schätzchen ein hoffentlich ordentliches Häuschen zu machen. Und wir haben entscheiden, alles rund ums Haus per Foto und Text festzuhalten – für diesen Blog. Mehr als 3.000 (!) Fotos sind mittlerweile im Kasten. Und jetzt beginnt die eigentlich Arbeit. Alles wichtige wird für Euch dokumentiert, denn vielleicht kann der ein oder andere dann bei seiner eigenen Alarmanlagen-Entdeckungstour ein paar Tipps & Tricks, ein bißchen Erfahrung mitnehmen und davon profitieren oder sich die eigene Recherchearbeit zumindest ein wenig erleichtern.
Und jetzt zum wirlich wichtiges “Gewerk”, zum wichtiges Thema für unser Haus: Welche Alarmanlage soll es werden? Alle 5 min. wird in Deutschland in ein Haus oder eine Wohnung eingebrochen. Uns war von Anfang an klar: Wir wollen eine Alarmanlage installieren, die bringt ein großes Stück gefühlte und auch echte Sicherheit.
Bei der Auswahl der “richtigen” Alarmanlage für uns merkten wir allerdings schnell: es ist die absolute Qual der Wahl. Welche Alarmanlage sollen wir auswählen? Und wie kommen wir zur richtigen Entscheidung? Bei Taschentüchern denken alle gleich an Tempo, bei Senf an Löwensenf, bei Sprudelwasser an Gerolsteiner. Aber bei Alarmanagen?! Ist Euch spontan “top of mind” dazu eine Marke eingefallen? Umso unglaublicher, wie viele Alarmanlagen-Anbieter es dann doch alleine auf dem deutschen Markt gibt. Locker mehr als 20. Und erstaunlicherweise behaupten zahlreiche Smart-Home-Systeme dann in top auch noch, dass auch sie Alarmanlage können?! Never und Augen auf! Und ebenso unglaublich, wie viele (nicht smarte) Alarmanlagen-Angebote bei näherem Blick von minderwertiger oder sogar richtig schlechter Qualität sind, wo nur das Marketing tolles verspricht, aber keine wirklich solide, professionelle Technik, Qualität, Fach know-how und ein verlässliches Siegel bzw. Zertifikat für Qualität und Funktion dahinter steckt.
Diesmal ist es wirklich praktisch, dass ich als Journalist arbeite und gewohnt bin, (ausführlich) zu recherchieren, um zumindest in erster Instanz die Spreu vom Weizen zu trennen 😉 Dabei warne ich aber ich gleich auch vor; ich bin kein Techie, sondern versuche eher wie ein guter Stern-Redakteur einen leicht verständlichen Überblick aus der Hubschrauber-Ebene zu geben.
Vor allem steht auch bei der Wahl der richtigen Alarmanlage die “Anamnese”… Wie beim guten Arzt sollte eine Ist-Aufnahme stattfinden und die individuellen Wünsche (“Was wollen wir…”) festgelegt und gewichtet werden.
Gott sei Dank gehören wir mit unserem Haus und den Ansprüchen zu einem absoluten Klassiker. Ein (freistehendes) Einfamilienhaus mit Keller und drei Etagen soll ge- und beschützt werden. Wir sind eine kleine Familie (Verena & Thomas mit unsere drei Kindern Larissa 19, Marie 8 und Rosalie 3). Folgende Ansprüche haben wir für unsere Alarmanlage inkl. Smarthome zusammen geschrieben:
- Die klassische Schutzfunktionen der Haus-Außenhaut (Türen, Fenster, Raumüberwachung)
- Professionelle Rauch- und Brandmelder sollen installiert werden (ggf. auch Gas sowie Co-Melder) und
- idealerweise können wir das Alarmanlagen-System sinnvoll und intelligent erweitern durch Standard-Smarthome Funktionalitäten mit einer Kameraüberwachung für Vorder- und Gartenseite des Hauses, die Jalousien-Steuerung (Beschattung) an unseren 14 Rolladen sowie eine Videosprechanlage und Gartenbewässerung
Ein erstes wirklich gutes Qualitäts-Siegel für die Selektion passender Alarmanlagen – das habe ich jetzt recherchiert – ist tatsächlich die so genannte VdS Zertifizierung. Quasi eine Art TÜV und Stiftung Warentest für die Testung wirklich professioneller Alarmanlagen. Schnick-Schnack, eher ramschige und maximal halb durchdachte und wenig zuverlässige “Alarmanlagen” aus dem Internet (inkl. Amazon), aber auch vereinzelt von Anbietern wie Baumarkt Obi, Media Markt oder Conrad Elektronic fallen durch die VdS Zertifizierungs-Tests heraus und nur Systeme, die aktuellen Standards und solider, zuverlässiger Technik entsprechen, bleiben im Rennen. Das sind dann (das überrascht nicht wirklich, das sollte man aber wissen) natürlich auch Alarmanlagen, die es nicht mal eben für ein paar Hunderter gibt und die man(n) sich an einem Wochendsamstag mal eben selbst an die Fenster und Türen schraubt bzw. klebt.
Konkret ist die “VdS Schadenverhütung GmbH” ein Tochterunternehmen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, der unabhägigen Zertifizierungsstelle für Alarm- und Sichrheitstechnik in Deutschland. Mit ihren sehr strengen Zertifizierungs- und Prüfrichtlinien sorgt die VdS dafür, dass nur Produkte mit den höchsten Qualitätsstandards das VdS-Siegel erhalten. So gehören z.B. der nachweisliche Schutz vor Sabotage an zertifizierten Alarmanlagen dazu; bei billigen bzw. einfachen Lösungen aus dem Bau- oder Elektronikmarkt kann also bespielsweise die Alarmsirene einfach schnell abgerissen oder vom Strom getrennet werden und tot ist die tolle Alarmanlage. Anlagen mit VdS-Zulassung sind zudem von deutschen Versicherungen anerkannt, was im übrgens auch attraktive Rabatte bei der Hausratversicherung bringen kann. Auch die (Kriminal)-Polizei empfiehlt ausschließlich VdS-anerkannte Alarmanlagen.
Übrigens: einer der Errichter erzählte uns ein doch sehr interessantes Detail bzgl. Alarmanlagen-Gesetzeslage in Deutschland: dort dürfen Alarmgeber, also Sirenen, maximal drei Minuten Lärm machen, um die Einbrecher zu verscheuchen. Dann ist Schluss. Aus Schutz für die Nachbarn, zB durch Fehlalarme (die allerdings nur bei minderwertigen Anlagen oder grob fahrlässigen Anwenderfehlern zB durch Kinder auftreten). Das ist schon eine wichtige Information, finde ich. Nun ja.
Einer der wirklich (kriegs)entscheidenden Aspekte für die Auswahl eines Alarmanlagen-Systems MIT VdS-Zertifizierung ist dann eben umso verständlicher, dass bei Anlagen OHNE VdS-Auszeichnung aus jahrelangen Praxiserfahrung bekannt ist, dass es regelmäßig auftretende Probleme mit Fehlalarmen (fachlich übrigens das falsche Wort) bzw. korrekterweise Falschalarmen gibt. Die häufigsten Ursachen für einen Falschalarm sind neben Fehlern beim Einbau auch Qualitätsmängel bei den verbauten Komponenten sowie fehlende Inspektionen und Technik-Wartungen.
Falschalarme werden dann oft ausgelöst, wenn einfache Technik und günstige, minderwertige sowie nicht ausgereifte Komponenten verbaut werden. Schnell fallen dann z.B. durch äußere Einflüsse wie Gewitter, Elektrosmog und Funkfrequenzwellen-Überlagerungen einfach konstruierte Alarmanlagen komplett aus oder erzeugen fehlerhafte Falschalarme.
Falschalarme schaden immer auch der grundsätzlichen Glaubwürdigkeit einer installierten Alarmanlage, verärgern Nachbarn und können unterm Strich unerhebliche und vermeidbare Kosten durch unnötige Einsätze von Wach- und Sicherheitsdiensten sowie der Polizei auslösen.
Ich selbst habe vor gut fünf Jahren einen absoluten Anfängerfehler begangen und hatte für unsere damalige Altbau-Whg. im Elektronikhandel eine „Olympia“-Alarmanlagen-Zentrale für etwas mehr als 100 Euro gekauft. Ein einziger Reinfall leider; tatsächlich schon am zweiten Abend gab es nachts (!) den ersten heulenden Alarm. Alle standen im Bett, der Puls aus 180 – und nichts war passiert. Fehlalarm aus heiterem Himmel. Das ist noch zwei weitere Male passiert, dann habe ich die „Anlage“ wieder zurück gebracht. Im Telefonat mit dem Hersteller gab es dann eine immerhin ehrliche, aber ernüchternde Info – man könne bei den containerweise gelieferten Komponenten aus China nicht alles genau kontrollieren und natürlich gäbe es Unterschiede zu den teureren Alarmanlagen.
Zurück zum VdS-Siegel: Gewerblich gesehen gibt es sogar einige Branchen, bei denen VdS-zertifizierte Alarmanlagen vorgeschrieben sind: z.B. Waffenhändler, Juweliere, Banken und andere Betriebe mit einem hohen Einbruchsrisiko. Eine zertifizierte VdS-Anlage wird übrigens auch dann zwingend benötigt, wenn der vorhandene Versicherungsschutz wegen Einbruch gekündigt wurde und sich dann kein neuer Versicherer findet.
Folgende VdS-Klassen für Alarmanlagen gibt es, es sind drei aufeinader aufbauende Sicherheitstufen:
- VdS Home: “Einsteiger”-Gefahrenwarnanlagen für den Privatbereich.
- VdS Klasse A: Sicherungsmaßnahmen der Klasse A bieten selbst gegenüber geübten “Profi”-Einbrechern einen wirksamen Schutz.
- VdS Klasse B und C richten sich eher an den gewerblichen Bereich und befassen sich mit dem mittleren und erhöhten Schutz gegen Überwindungsversuche.
Recht neu und gut passend dazu ist auch die DIN VDE V 0826-1, über die der Staat erstmalig eine komplett verbindliche Norm geschaffen hat, die Verbraucher vor minderwertigen und unzuverlässigen Alarmanlagen und Smart-Home-Systemen schützt. Wichtig ist die Einhaltung dieser Norm auch, wer eine finanzielle Förderung für den Einbau (s)einer Alarmlage bzw. der smarten Sicherheitslösung erhalten will. Nur Systeme, die den technischen Anforderungen der DIN VDE V 0826-1 entsprechen, können von der KfW mit bis zu 1.600 Euro gefördert werden. Ebenfalls förderfähig ist für Einbruch- und Überfallfallmeldeanlagen eine Anlage mit der euopäischen Norm DIN EN 50131 und DIN VDE 0833, Teile 1 und 3, jeweils Grad 2 oder besser.
Eine sehr wichtige Information dabei ist, dass es zurzeit eine Zulassung/ Zertifizierung lt. DIN VDE V 0826-1 nur beim Anbieter Telenot gibt – bei allen anderen Herstellern aktuell überhaupt nicht. In dieser DIN Norm 0826-1 steht eben, dass alle Komponenten bestimmte technische Mindestanforderungen erfüllen müssen.
Da der Alarmanlage und Smarthome-Markt ein extrem wichtiger und umsatzstarker ist, wollen sich möglichst viele Anbieter einen Kuchen davon abschneiden. Es ist leider wirklich so, dass ein professioneller, langlebig wirksamer Schutz nicht mit Billig-Systemen erreicht werden kann. Grundsätzlich gibt, das sagen alle echten Experten einstimmig und auch nachvollziehbar: Systeme für ein paar Hundert Euro sind verlockend, da das Marketing manchmal viel mehr verspricht oder suggeriert als dahinter stecken kann.
Mein Fazit mittlerweile ist: unter 2.000/ 2.500 Euro (je nach Whg. oder Haustyp) kann es definitiv keine Anlage sein, die im Notfall wirklich zuverlässig und professionell Leben schützen oder gar retten kann; das bezieht sich natürlich vor allem auf die Sicherheits- und Brandschutzbereiche. Will man das nicht glauben oder investieren, kann man sich statt einer Anlage für 299€ zum Selbsteinbau gleich auch eine 39€-Alarmanlage bei Lidl oder im Baumarkt kaufen, damit beruhigt man aber nur oberflächlich sein Gewissen.
Wichtigste Recherche und Selektion Nr. 1 für wirklich professionelle und technisch zuverlässige Alarmanlagen ist also, welche Anbieter erfüllen die deutsche VdS-Zertifizierung und idealerweise auch die KfW-Förderfähigkeit.
Übersicht der relevanten Alarmanlagen Anbieter und Preis-Leistungs-Siegermodelle, die als Big-Player am deutschen Markt fixiert werden können (Stand Oktober 2020):
- “Champions League” (dennoch aber absolut auf Preisniveau wie Bundesliga-Systeme unten; bestes Preis-/ Leistungsverhältnis inkl. 5-Jahres-Garantie):
– Telenot
a) Modell complex 200 H: VdS Home / VdS Ab) Modell compact easy: VdS Home / VdS A (im Grunde wie 200H)
c) Modell complex 400 H: VdS A, B und C und die einzige Hybrid-Alarmanlage mit der DIN-VDE-Norm im Markttest, d.h. neben Funk-Komponenten können auch die (noch sicheren) kabel-/ drahtgebundenen Komponenten installiert werden. Deshalb sind auch die höchsten VdS Sicherheitsklassen möglich.-> Mit Funk DSS2: VdS A
-> Das Bedienteil: VdS CAnmerkung nochmal: Die VdS-Klassen B und C sind für den klassischen „Häuslebauer“ i.d.R. nur wirklich dann relevant, wenn er Vorgaben seiner Versicherung hat (z.B. Waffen, besondere Wertgegenstände etc.).
Telenot Systeme werden komplett in Deutschland entwickelt und produziert. Die Anlagen sind tatsächlich auch DIN VDE V 0826-1 sowie EN50131 Grad 2 ready.
- “Bundesliga”:
– Daitem Modell D18/22 (Ohne VdS bzw. für D22: VdS Home. Aus Frankreich) -> nicht DIN, aber EN50131 Grad 2
– Abus Modell SecVest (VdS Home. Deutschland, Wetter, wird jedoch in China produziert) -> nicht DIN, aber EN50131 Grad 2 - “Zweite Bundesliga/ Bundesliga light”:
– Jablotron Modell Jablotron 100+ (Tchechien), kein VdS, nur nach EN50131 Grad 2 zertifiziert
– Lupus Modell Luposec XT3 (Deutschland, Landau, RP) kein VdS, nur EN50131 Grad 2
Darüber hinaus gibt es noch folgene Alarmanlagen-Anbieter (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) als Überblick:
Honeywell (weltweit stark vertreten, v.a. gewerblich), ABB, UTC, Lupus, Visonic, Satel, ATS, Ajax, Indexa, Vanderbilt, Bosch, Secplan, Blockalarm, Blaupunkt, Magenta Smarthome, Loxone, Gigaset, LGtron, Olympia
Hier auch noch eine Tabelle mit einer Empfehlung der VdS bzgl. VdS-Klassen für private Häuser/ Whg.:
Quelle VdS | Versicherungssumme in Euro | davon Wertsachen (in Euro) | Absicherung (mechanisch) | Überwachung (elektronisch) |
ständig bewohnte Wohnungen in Ein- und Mehrfamilienhäusern | bis 100.000 | bis 20.000 | VdS Home | VdS Home |
bis 150.000 | bis 50.000 | VdS Klasse A | VdS Klasse A | |
mehr als 150.000 | mehr als 50.000 | VdS Klasse B | VdS Klasse B | |
nicht ständig bewohnte Wohnungen in einem von Dritten ständig bewohnten Gebäude | bis 50.000 | bis 10.000 | VdS Home | VdS Home |
bis 100.000 | bis 20.000 | VdS Klasse A | VdS Klasse A | |
mehr als 100.000 | mehr als 20.000 | VdS Klasse A | VdS Klasse B |